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Rodica Draghincescu
körper gefunden. haleluja


das fleisch war wüst und leer und war der erste tag
ich sah es an mit unerfahrenem blick
da wurde es ein tal
und war der zweite tag
in dessen neige das versprechen lag
des dritten tags der
aus der majestät des fleisches stieg und fiel
es gab die liebe nicht
eine art wurm erwartete im zwielicht eine
art fischlein das sich schon bald vom samen ködern ließ
und fern der wasser keinen
körper fand
es glitt schon in die welt der toten und wurde leben
im aufdämmern des vierten tags
und war dazu verdammt die zukunft hinter sich zu haben
den duft die reine schuld
nicht meinetwegen werd ich — sein
ich werd den karren voll gebein und blut nicht lenken
gellte gierte ich zurück
ich werd mich der Vereinigung mit mir nicht beugen
ich werd mir meine tage nicht verfinstern
noch werd ich spuren für ein obdach hinterlassen
gellte gierte ich vorwärts
sende mich nicht aus mich dir zu widersetzen
fleisch von außen blutiges gefilde
ich will kein gutes beispiel werden
kein steter zusatz der geburt
ich bin der lohn das opfer meiner selbst
nach meinem bilde
niemand und nichts mehr als
die qual des nein
noch /auch das mitleiden des rats oder der rede
in mir befindet sich und fehlt die tür zum sei(n)
ich werd mich nie als frau bezeichnen der eine mutter leben gab
es war nicht der fünfte tag haleluja
siehe es war die erste jahreszeit: eine herbstliche leibeigenschaft
schreib nun nicht mehr wie wild reiß alles nieder
geh lauf dir selber nach wie zwei von zweien
zum zweck der zähmung
damals geschah das schreiben von selbst
hatte herz und hände der wüste und die wüste
liefen sich hinterher dieser jener
jene diesem ohne
zu sein bildeten sie sich und brachten sich hervor
und alle geräusche die sie versuchten wurden zu ihren
namen weil sie aneinander klebten
durchtriebener als das getier auf leerer flur
mit dem der wind seine besitzungen absteckte
weil nicht gewesen — wird es — regen geben weder
wärme noch kälte
der wurm vermehrte sich in form jeglicher formen
an orten wo es ihn nicht gab dort gab‘s auch keine
gewebeprobe eines kranken daseins noch
eine muskelfaser eines bleichen grases bewahrer und
bewahrter des todes vor allem was sich selber fremd
ein geleitzug aus gründen der widersetzlichkeit
kraft derer das wort beliebte
ein bisschen anders vorgebracht zu werden
siehe dich überläuft‘s kalt oder heiß haleluja
ausgesetzt bin ich nach vollbrachter tat
ein echo nachdem ich bereits gegessen haben werde
sogar von mir mit mir den einen und den anderen
bissen zur linken blut
zur rechten erde
und es ist morgen und abend des sechsten tages
flieh talwärts flieh von überall
halt niemals inne lösch dich aus um auszulöschen
die gelebte gegenwart mit ihm von ihr
du — bist — gewesen und einst wird vergangen sein
(und war) am siebten tag berührte mich das wort
du — bist — gewesen und dereinst wird kommen
der schrei dem nichts entrinnen kann
zähl dich zügle dich
in deinem aufrichtigen tod
mächtig und stets dem schreiben zugesellt
ich bin das opfer und das ebenbild
niemand und nichts mehr als die qual des
nein
statt ja

Ins Deutsche übertragen von EDITH KONRADT
(unveröffentlichte Fassung)

Aus dem Gedichtband Eu-genía (Bukarest, 2000)
© Rodica Draghincescu

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